Unsere Zeit ist ein kostbares Gut. Ist sie einmal verbraucht, können wir uns noch so sehr bemühen, es wird uns nicht gelingen, sie zurückzuholen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass man selbst über seine Zeit bestimmen und sie nach seinen eigenen Vorstellungen einteilen kann. Ein Problem, das vielen Menschen bekannt ist und sie davon abhält, selbst über ihre Zeit zu verfügen, ist, dass sie sich nicht trauen „Nein“ zu sagen. Den Ursachen und Hintergründen, sowie Tipps zu diesem Phänomen werden wir uns in diesem Artikel widmen.
Was treibt Menschen dazu, immer „Ja“ zu sagen?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Unter den Ja-Sagern gibt es eine breite Vielfalt an Typen, die aus verschiedenen Beweggründen vor dem Wörtchen „Nein“ zurückschrecken. Man kann auch nicht jeden Ja-Sager einwandfrei in eine der folgenden Kategorien einteilen. Wie häufig, gibt es auch hier Mischformen, die sich zum Teil in ihren Eigenschaften überschneiden können.
Es jedem Recht machen wollen
Das ist bekanntermaßen eine Sisyphusarbeit, die so gut wie nie zum gewünschten Ergebnis führt. Es wird immer Menschen geben, die an Verhalten, Meinungen oder Denkweisen anderer etwas auszusetzen haben oder damit nicht einverstanden sind. Daher lohnt es sich nicht, seine Zeit für Menschen zu vergeuden, mit denen man einfach nicht kompatibel ist. Menschen, die es allen Recht machen wollen, versuchen aber genau dies. Sie wollen von jedem akzeptiert und verstanden werden und möglichst keine Feinde oder Widersacher haben. Sie laufen daher Gefahr, aus ihrem inneren Drang zur Harmonie heraus zu viel Zeit und Energie in Aufgaben zu investieren, die den Zweck erfüllen, sich Sympathien anderer zu sichern. Solche Leute sollten sich entgegen ihrer Natur häufiger für ein „Nein“ entscheiden, denn man wird es nie jedem Recht machen können.
Konflikte vermeiden
Konflikte um jeden Preis vermeiden zu wollen kann ein weiterer Beweggrund sein, stets Anfragen oder Aufträge zu bejahen. In manchen Fällen geschieht dies sogar aus gutem Grund, wenn beispielsweise der Arbeitsplatz in Gefahr ist. Doch es gibt Menschen, die, um jedem noch so kleinen Unbehagen aus dem Weg zu gehen, lieber ein „Ja“ wählen. Für diese Menschen wird die Angst zum Ratgeber und kann somit sogar den ganzen Tag beherrschen. Sie leiden an mangelndem Selbstbewusstsein und haben große Angst vor Zurückweisung
Überfürsorglichkeit
Menschen mit dem Helfersyndrom versuchen, immer zur Stelle zu sein, wenn es irgendwo brennt und jedem zu jeder Zeit unterstützend zur Seite zu stehen. Sie erhoffen sich durch erhöhten Einsatz Anerkennung und Dankbarkeit von ihren Mitmenschen, doch auf Dauer gefährden sie durch diese Gewohnheit vor allem sich selbst. Sie müssen in manchen Situationen lernen, etwas egoistischer zu sein und sich auch einmal mit einem klaren „Nein“ durchzusetzen. Nur so können sie ihre innere Balance finden.
Die Angst etwas zu versäumen
Diese Leute wollen nur eines: nichts verpassen! Dies gilt sowohl für den privaten, als auch den beruflichen Bereich. Sie wollen bei jedem Meeting anwesend, an jedem Projekt beteiligt sein. Sie nehmen jede Einladung an und wollen stets mitreden können. Diese Menschen sollten sich fragen, welche Kontakte ihnen wirklich wichtig sind und sich dementsprechend häufiger rar machen.
Unverzichtbar sein
Menschen, die meinen, dass sie mit ihren außerordentlichen Eigenschaften unersetzlich sind, wollen alle Aufgaben am liebsten selbst erledigen. Egal um welchen Bereich ihres Lebens es geht, sie denken, dass sie am besten für Aufgaben jeglicher Art geeignet seien. Dabei vergessen sie oft, dass auch ihre Zeit begrenzt ist. Sie sollten sich viel häufiger auf das Wesentliche konzentrieren und ihr starkes Verantwortungsbewusstsein etwas zurückschrauben.
Tipps, damit Ihnen ein „Nein“ einfacher von den Lippen geht
- Wenn Sie jemand um einen Gefallen bittet, lassen Sie sich nicht durch dessen Bitte unter Druck setzen und bewahren Sie die Ruhe. Sie müssen nicht sofort antworten. Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um zu überlegen, ob Sie „Ja“ sagen möchten. Durch dieses kleine Zögern, bereiten Sie Ihr Gegenüber auf ein mögliches „Nein“ vor, was Sie freundlicher wirken lässt.
- Überlegen Sie außerdem, was Sie ein „Ja“ in Zeit umgerechnet kosten würde. Wie bereits angesprochen, ist Ihre Zeit ein sehr kostbares Gut, das sie nur einmal verwenden können. Machen Sie sich daher klar, ob Sie diese Zeit mit den Aufträgen anderer verbringen möchten oder ob es wichtigere Aufgaben gibt.
- Versuchen Sie Absagen sanft zu äußern. Sie müssen niemanden vor den Kopf stoßen. Wenn Sie Ihr „Nein“ höflich zum Ausdruck bringen, wird man es Ihnen wahrscheinlich nicht übel nehmen. Zeigen Sie Stärke, indem Sie selbst gesetzte Prinzipien einhalten. So wird man Ihnen Ihre Absagen nicht persönlich nehmen. Wenn Sie Ihr „Nein“ in Empathie betten, klingt die Absage ebenfalls nicht so hart. Sie können ehrlich darlegen, warum Sie etwas nicht tun möchten oder können und eventuell Ihre Bereitschaft, ein andermal zu helfen, ausdrücken.
- Wichtig ist es auch die Spannung und mögliches Unwohlsein nach einem „Nein“ zu ertragen. „Waren Sie vielleicht zu egoistisch? Befürchten Sie negative Konsequenzen für Ihre sozialen Beziehungen?“ Lassen Sie sich von diesen Gedanken nicht verunsichern und versuchen Sie diese auszuhalten und nicht nachzugeben. Atmen Sie tief durch und versuchen Sie so einen klaren Kopf zu bewahren. Der Erfolg, wenn Sie es am Ende geschafft haben, „Nein“ gesagt zu haben, wird sich gut anfühlen.
Nein-Sagen bei der Arbeit
Besonders im Berufsalltag läuft man Gefahr, häufig „Ja“ zu sagen, da man ein gutes Verhältnis zu seinem Chef haben möchte. Man möchte einen guten Eindruck hinterlassen, um seinen Arbeitsplatz zu behalten und möglicherweise die Chance auf eine Beförderung zu erhöhen. Dabei ist es wichtig, dass man sich nicht ausnutzen lässt. Sollten Mitarbeiter und Vorgesetzte feststellen, dass man bereitwillig sämtliche Aufgaben erledigt, könnte es sein, dass Sie noch mehr Aufgaben abgeben. Um dies zu vermeiden, kann man sich nochmals die Tipps zum Nein-Sagen zu Gemüte führen und sich daran erinnern, dass ein „Nein“ im richtigen Maße auch ein Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein ist. Wer das zu selten umsetzt, läuft Gefahr, von der Menge seiner Aufgaben überwältigt zu werden und womöglich das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.
Denken Sie daher daran: