Ist nicht gemeckert Lob genug?!
Eine der Hauptursachen für „zu wenig Lob“ liegt in unserer Gesellschaft, in der Leistung als Norm vorausgesetzt wird. Ist die Norm erfüllt oder die erwartete Leistung erbracht, wird nicht gelobt. Meist wird getreu dem Motto: „Nicht gemeckert ist Lob genug“ im beruflichen Alltag agiert. Im direkten Vergleich wird jeder noch so kleine Fehler, auch wenn völlig natürlich, sofort angemerkt. Für mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer ist Lob im Job ein Fremdwort. Der sparsame Umgang mit der Anerkennung trifft dabei nicht nur den normalen Mitarbeiter: Team- und Abteilungsleiter, die sogenannten Führungskräfte in Sandwich-Positionen, sind dieser Tatsache am häufigsten ausgesetzt.
Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts hat jeder vierte Arbeitnehmer bereits innerlich gekündigt. Oft fehlt das Lob durch die Führungskräfte. Deutschland lag hier im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld. Die betroffenen Mitarbeiter fehlten häufiger, demotivierten andere und verursachten damit einen gesamtvolkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 124 Milliarden Euro im Jahr.
Eine Befragung der Plattform „Kraftwerk Anerkennung“ von Arbeitnehmern in Deutschland und Österreich führte zu folgenden Ergebnissen:
- 60 Prozent der Befragten erhalten Lob nur einmal im Monat oder seltener
- Im Schnitt liegen 75 Tage zwischen zwei positiven Rückmeldungen
- 81 Prozent der Vorgesetzten sind der Meinung, häufig Lob und Anerkennung auszusprechen
- 67 Prozent der Arbeitnehmer ohne Führungsposition sind der Meinung, selten oder nie Anerkennung zu erhalten
- 60 Prozent der Befragten bewerten die Anerkennungsfähigkeit ihres Vorgesetzten mit der Schulnote 3 (befriedigend)
- 9 von 10 Befragten wünschen sich mehr Anerkennung
- die Mehrheit findet verbales Lob mindestens genauso wichtig wie monetäre Anerkennung (66,5 Prozent)
Deshalb: Loben Lernen!
Lob und Anerkennung sind mehr als bloße Nettigkeiten. Sie stellen beide eigenständige Wirkfaktoren dar, deren Fehlen sich negativ bemerkbar macht. Vor allem im Bereich der Selbstwirksamkeitserwartung (also der Überzeugung, durch eigene Anstrengungen auch schwierige Situationen bewältigen zu können) und Motivation kann mit dem „Lob“ eine außerordentlich große Wirkung erzielt werden. Es löst die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin aus. Wenn wir gelobt werden, fühlen wir uns gut und voller Energie. Unsere Leistungsfähigkeit steigt. Ebenso wird das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen verstärkt. Zudem wissen die Mitarbeiter durch die positive Rückmeldung genau, was von Ihnen am Arbeitsplatz erwartet wird und zeigen die gelobten Verhaltensweisen auch zukünftig häufiger.
Arbeitnehmer, die sich dementsprechend „fair behandelt“ fühlen, leisten mehr, engagieren sich aktiver und identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen. Sich fair behandelt fühlen bedeutet dabei das Verhältnis von „Geben“ (z.B. Leistung, Engagement) und „Bekommen“ (z.B. Lohn, Anerkennung) als ausgewogen zu empfinden. Als unfair wahrgenommene Behandlung führt dazu, dass Mitarbeiter versuchen, das verloren gegangene Gleichgewicht wiederherzustellen. Etwa dadurch, dass sie ihr Engagement zurückfahren.
Lob ist demnach nicht nur gut für die Seele. Es kann ebenso ein wirkungsvolles Instrument sein, um Menschen zu motivieren und ihr Verhalten positiv zu beeinflussen.
Richtig zu loben ist eine Kunst! 5 Tipps für Loben, das ankommt:
Was ist der richtige Anlass? Wann ist der beste Zeitpunkt? Was ist das richtige Maß?
Diese Fragen sind nebensächlich – seien Sie immer authentisch!
- Lob muss ehrlich sein! Es sollte immer klar sein, womit Lob verdient wurde. Dadurch vermeiden Sie auch, dass andere Mitarbeiter eine Bevorzugung Einzelner befürchten. Seien Sie dabei auch möglichst konkret. Ein Pauschallob wie „das haben Sie toll gemacht!“ wird nicht ernst genommen.
- Loben Sie sofort, wenn Sie Anerkennenswertes wahrnehmen! Dadurch nutzen Sie Ihre augenblickliche emotionale Präsenz. Ihr Lob wirkt überzeugend(er), wenn Sie es unmittelbar aus Begeisterung heraus formulieren. Verschieben Sie es auf die nächste Besprechung, ist es oft nicht mehr stimmig.
- Sprechen Sie Ihr Lob immer persönlich aus! Von Drittpersonen übermitteltes Lob entfaltet kaum Wirkung. Sprechen Sie mit den Mitarbeitern auch immer auf „Augenhöhe“!
- Die innere Haltung beim Loben ist entscheidend! Eine positive Atmosphäre und eine wertschätzende Beziehung sind zentral. Zudem kommt es entscheidend auf Tonfall und Körpersprache der lobenden Person an. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit aktiv(er) auf Ihre Mitarbeiter und Kollegen. Es ist im Alltag oft nicht leicht, jeden ebenso aufmerksam zu beachten, wie die eigenen Aufgaben.
- Verzichten Sie auf alle Formen „manipulativer Lobhudelei“! Taktisches, oder übermäßiges Lob wird schnell entlarvt und ist außerordentlich kontraproduktiv.
Die Wertschätzung des Arbeitgebers ist ein wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Berücksichtigen Sie dies, wenn Sie motivierte und leistungsstarke Mitarbeiter haben möchten! Oder in den Worten von Richard Branson: