Ein weithin bekanntes Gleichnis beschäftigt sich mit den Wahrnehmungsunterschieden, die manche Menschen dazu veranlasst, ein Glas bei gleicher Füllhöhe entweder als halb voll oder halb leer einzuschätzen. Dieses Beispiel veranschaulicht sehr schön, worum es bei diesem Thema geht. Ein objektiv neutraler Zustand wird von verschiedenen Menschen unterschiedlich interpretiert. Wie dies passieren kann und wie es Ihnen gelingt, selbst noch optimistischer zu sein, beschreiben wir in unserem heutigen Artikel.
Was bedeutet Optimismus und wie funktioniert dieser?
Optimisten neigen dazu, Dinge immer auf die bestmögliche Art und Weise zu betrachten. Dies steht in keinem Widerspruch mit einer realistischen Einschätzung der Gegebenheiten, obwohl diese Meinung sehr verbreitet ist. Optimisten profitieren in vielerlei Hinsicht von ihrer positiven Grundhaltung. So sagt man ihnen beispielsweise bessere Laune, einen höheren Selbstwert und sogar ein längeres Leben nach. Optimismus entsteht durch bestimmte Denkmuster, die diesen begünstigen. Es geht dabei vor allem darum, wie Menschen auf positive und negative Ereignisse jeglicher Art reagieren.
Mit negativen Ereignissen umgehen
Pessimisten versuchen negative Vorkommnisse häufig durch Gesetzmäßigkeiten zu erklären. Sie vermuten dahinter oft dauerhafte Ursachen, die allgemeine Gültigkeit haben und auf welche sie daher keinen Einfluss nehmen können. Zum Beispiel würden sie, wenn sie bei einem Bewerbungsgespräch abgelehnt werden, ihr Versagen möglicherweise auf ihr Äußeres, ihr Geschlecht oder ihre Herkunft zurückführen. Optimisten machen dagegen vorübergehende und individuelle Umstände für ihr Versagen verantwortlich. Sie würden sich die Absage zum Beispiel durch einmalige Müdigkeit und Unkonzentriertheit oder einfach durch Pech beim Gespräch erklären. Ebenso würde ein Optimist Misserfolge durch ungünstige äußere Umstände erklären, während Pessimisten dazu neigen, diese durch mangelnde eigene Fähigkeiten zu erklären. Auch daran lässt sich wieder erkennen, dass Pessimisten stabile Gesetzmäßigkeiten zur Erklärung negativer Ereignisse heranziehen, während Optimisten einmaligen und vor allem beeinflussbaren Umständen die Schuld zuweisen.
Mit positiven Ereignissen umgehen
Interessanterweise lässt sich bei den positiven Ereignissen eine Umkehrung des vorher beschriebenen Musters erkennen. So würden Pessimisten Erfolge als unerwartete Zufälle klassifizieren und diese auf glückliche äußere Umstände zurückführen. Dies führt dazu, dass sie nicht als eigener Verdienst angesehen werden und daher nicht zu einem verbesserten Selbstwert beitragen. Diese Gewohnheit schützt Pessimisten gewissermaßen davor, ihr Bild von sich selbst als Mensch mit mangelnden Fähigkeiten überdenken und ändern zu müssen. Optimisten dagegen schreiben Erfolge gerne ihren eigenen Fähigkeiten zu und glauben auch daran, dass diese zeitlich stabil sind. Sie sind selbstbewusst und haben eine hohe Erwartung an die eigene Wirksamkeit. Das bedeutet, dass sie überzeugt davon sind, selbst Einfluss auf verschiedene Situationen nehmen zu können und so Herausforderungen und Aufgaben bewältigen können.
Vorteile einer optimistischen Grundhaltung
Optimisten leiden durch ihre positive Gesamteinstellung nicht an Depressionen. Eine Voraussetzung dafür, dass eine Depression überhaupt entstehen kann, ist eine pessimistische Grundhaltung. Denn diese sorgt dafür, dass sich die Sorgen und Ängste der Patienten ausweglos und permanent anfühlen. Optimisten wüssten, dass diese nur vorübergehende Episoden der Niedergeschlagenheit seien und wären deshalb weiterhin voller Zuversicht. Außerdem haben Optimisten ein größeres Selbstwertgefühl. Sie lassen sich nämlich durch schwere Herausforderungen und Misserfolge nicht entmutigen, sondern wachsen an ihnen. Sie sind bereit, aus Fehlern zu lernen und verbessern so beharrlich ihre Fähigkeiten. Dies funktioniert aber nur, weil sie stets an sich selbst glauben und ihren Kompetenzen vertrauen. Darüber hinaus belegen Studien sogar, dass Optimisten gesünder als Pessimisten sind und daher im Durchschnitt länger leben. Dies liegt einerseits am besseren Immunsystem der Optimisten. Dieses funktioniert besser, je positiver unsere Stimmung ist. Da diese bei Optimisten meist sehr gut ist, sind sie weniger oft krank und wenn sie krank sind, erholen sie sich schneller wieder. Andererseits achten Optimisten mehr auf ihren Körper als Pessimisten und ernähren sich gesünder.
Wie entsteht Optimismus?
Man geht davon aus, dass Optimismus nicht zu bedeutenden Anteilen vererbt wird. Dies legt zumindest die Zwillingsforschung auf diesem Gebiet nahe. Allerdings soll die frühkindliche Erziehung bereits entscheidenden Einfluss auf die Denkmuster eines Kindes nehmen. Wer also von optimistischen Eltern erzogen wird und diese Denkweise miterlebt, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit später selbst zum Optimist. Bei wem das nicht der Fall ist, ist aber deswegen nicht alles zu spät. Ganz im Gegenteil, Optimismus kann man sogar lernen.
Wenn Sie selbst optimistischer sein möchten, dann nehmen Sie sich diese Tipps zu Herzen:
- Geben Sie sich für negative Ereignisse nicht automatisch selbst die Schuld. Lassen Sie zu, dass auch andere oder ungünstige Umstände für Misserfolge verantwortlich sein können.
- Versuchen Sie, Misserfolge nicht zu verallgemeinern. Suchen Sie lieber nach der Ursache dieser und versuchen Sie es erneut mit einer anderen Strategie.
- Finden Sie heraus, was Sie ändern können und worauf Sie überhaupt Einfluss haben. Wenn Sie sich auf Ihre Möglichkeiten konzentrieren, gelingt es Ihnen besser erfolgreich zu sein. So werden auch Ihr Selbstvertrauen und Ihr Selbstwert davon profitieren und Sie werden insgesamt zuversichtlicher.
- Sehen Sie die Dinge nicht immer zu einseitig und versuchen Sie, nicht vorschnell über Situationen zu urteilen. Häufig können Sie auch scheinbar negativen Dingen etwas Positives abgewinnen. Sind Sie beispielsweise an einer Grippe erkrankt, kann dies auch eine Gelegenheit sein, ein gutes Buch zu lesen, das Sie schon seit langem lesen wollten.
- Wirken Sie negativen Verstimmungen aktiv entgegen. Lassen Sie sich nicht von düsteren Gedanken herunterziehen. Versuchen Sie stattdessen, diese direkt zu beseitigen. Dies kann Ihnen gelingen, indem Sie Sport treiben oder einer anderen Beschäftigung nachgehen, die positive Emotionen in Ihnen hervorruft. Sie können dies auch schaffen, indem Sie eine für Sie sehr lästige Arbeit ausführen. Das gute Gefühl, wenn Sie die Arbeit vollbracht haben, wird sich wie ein Triumph für Sie anfühlen. Versuchen Sie dies beispielsweise beim Putzen oder Aufräumen der Wohnung.