„Flexibilität“ ist eines der am häufigsten aufgeführten Anforderungen in Stellenbeschreibungen. Gleichzeitig ermöglichen immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern flexible Arbeitsstrukturen, wie z.B. Teilzeit oder Heimarbeit. Wenn Beschäftigte und Unternehmen sich aneinander anpassen, so bietet dies Chancen und Gefahren. Wir erklären Ihnen, wie Sie Flexibilisierung optimal für sich nutzen können und wie sich negative Folgen für die Gesundheit vermeiden lassen.
Flexibilität bedeutet wörtlich Anpassungs- und Strapazierfähigkeit. Bezogen auf den Arbeitskontext gibt es viele verschiedene Formen von Flexibilität. Im Folgenden beschäftigen wir uns mit der vom Unternehmen geforderten Flexibilität im Bezug auf die Arbeitsbedingungen und mit den Freiräumen, die Mitarbeiter zunehmend bei der eigenen Arbeitsplanung und Gestaltung bekommen. Wir werden auf Chancen und Gefahren für Ihre Gesundheit eingehen und Tipps geben, wie Sie Ihre Gesundheit schützen können.
Flexibilität für die Kunden – Einschränkungen für die Mitarbeiter
Um auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen flexibel sein und sich schnell an Veränderungen anpassen können. Diese Forderung wird an die Beschäftigten weitergegeben. Neue Anforderungen insbesondere im Dienstleistungsbereich, wie z.B. der 24-Stunden-Service, erfordern ungewöhnliche Arbeitszeiten und eine Erreichbarkeit auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Verstärkt wird Mobilität gefordert, was zu langen Anfahrtswegen und Problemen in der Vereinbarkeit von Job und Familie führen kann. Ökonomische Unsicherheiten führen zu befristeten Arbeitsverhältnissen und einer Vielzahl von Arbeitsverträgen, wie z.B. freie Mitarbeit und projektgebundene Arbeitsverträge. Auch die Vergütung kann flexibel gestaltet werden, beispielsweise durch Lohnkomponenten, die von der individuellen Leistung oder vom Erfolg des Unternehmens abhängen. Dies bietet Chancen in Bezug auf die Steigerung des Engagements und der Leistungsfähigkeit, kann aber auch zur Belastung werden durch geringere Planbarkeit des Einkommens und eine Tendenz zur Überforderung der Mitarbeiter. Die von Beschäftigten geforderte Flexibilität kann zur Einschränkung für die Mitarbeiter werden.
Doch Flexibilitätsanforderungen müssen nicht zwingend negative Konsequenzen für den Mitarbeiter haben. Unternehmen sind gefordert, durch eine am Mitarbeiter orientierte Organisations- und Arbeitsgestaltung ein gesundes Arbeiten zu ermöglichen. Durch das Gewähren von Planbarkeit sowie Zeit- und Handlungsspielräumen, ein Einbeziehen der Mitarbeiter bei der Festlegung der Arbeitszeiten, eine vorausschauende Personalplanung und das Reduzieren von Unsicherheit können die Bedürfnisse der Beschäftigten besser berücksichtigt und Belastungen reduziert werden. Außerdem sollte eine angemessene Vergütung erfolgen und Arbeit an Wochenenden und Feiertagen sollte durch einen zusätzlichen finanziellen und/oder Freizeitausgleich kompensiert werden. Bei einer hohen Flexibilitätsanforderung an Mitarbeiter ist es besonders wichtig, den Mitarbeitern deren Notwendigkeit verständlich zu machen und einer Unzufriedenheit mit der Arbeitstätigkeit und dem Unternehmen entgegenzuwirken. Nur so ist es möglich, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu schützen und die Beschäftigten dauerhaft im Unternehmen zu halten.
Flexibilisierung für den Beschäftigten: Arbeiten nach Lust und Laune?
Im Rahmen von Work-Life-Balance Maßnahmen ist die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten oft eine beliebte Maßnahme. Hierbei haben sich insbesondere Modelle mit Kernarbeitszeiten bewährt, um die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit der Mitarbeiter zu gewährleisten.
Weiterhin ist es dank neuerer Technologie in vielen Fällen möglich, von zu Hause aus zu arbeiten, was die Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit und die Zufriedenheit enorm fördern kann. Besonders bei jungen Familien zählt eine flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung zu den attraktiven Arbeitsbedingungen.
Auch bei der Gestaltung von Arbeitsaufgaben ist oft eine hohe Flexibilität möglich: Von Entscheidungsspielräumen bei der Wahl der Arbeitsaufgaben und Projekte bis hin zur eigenverantwortlichen Planung und Gestaltung der Arbeitseinsätze. Dies ermöglicht eine Vielfalt der Aufgaben und eine Vollständigkeit der Tätigkeit und fördert so das Engagement der Beschäftigten und die Arbeitszufriedenheit.
Doch das Arbeiten wann, wo und wie man will birgt auch Risiken. Wenn Arbeitszeiten und Arbeitsorte nicht mehr klar vom Arbeitgeber bestimmt werden, so besteht die Gefahr, dass Arbeit und Freizeit nicht mehr klar voneinander getrennt werden können. Insbesondere wenn Arbeitszeiten nicht ausreichend dokumentiert werden, kann dies zu einer Steigerung der Arbeitseinsätze in erheblichen Maß führen und die Erholungsfähigkeit wird reduziert. In der Folge kann dies zu psychosomatischen Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Schlafstörungen führen. Personen, die Arbeit und Privatleben nicht klar voneinander trennen können, haben auch ein erhöhtes Risiko für Burnout.
Eine Flexibilisierung der Arbeitsinhalte kann zur Selbstüberforderung führen. Insbesondere bei der parallelen Arbeit in vielen verschiedenen Projektgruppen besteht die Gefahr der enormen Intensivierung der Arbeit und von ständigen Zeiten mit erhöhter Arbeitsbelastung, ohne ausreichend Zeiten für Erholung zu haben.
Weiterhin findet durch die Flexibilisierung auch eine Verlagerung der Verantwortung vom Unternehmen auf den Mitarbeiter statt. Er trägt nun die Konsequenzen bei Erfolg und Misserfolg von Projekten, was den Druck auf die Mitarbeiter erhöht. Die Person ist gefordert, ein gutes Selbstmanagement zu betreiben, sowohl in Bezug auf den Arbeitsalltag, als auch in Bezug auf die eigene Zukunfts- und Karriereplanung.
Tipps damit die Ressource nicht zur Belastung wird
Ziel sollte es sein, eine Überforderung durch Flexibilität zu verhindern. Wichtig ist es, als Beschäftigter klare Grenzen setzen zu können. Dokumentieren Sie Ihre Arbeitszeiten und setzen Sie sich eine Höchstgrenze, die Sie einhalten. Besprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten, wenn Ihre Arbeit Ihnen zu viel wird und geben Sie bei Bedarf Aufgaben ab. Dadurch schützen Sie sich nicht nur vor Stresserkrankungen und Burnout, sondern sichern auch die Qualität Ihrer Arbeit. Falls Sie regelmäßig Heimarbeit machen, sorgen Sie dafür, dass Ihr Arbeitsbereich klar vom Wohnbereich abgrenzt ist. Setzen Sie sich auch hier klare Arbeitszeiten und vermeiden Sie das Arbeiten spät am Abend. Arbeiten Sie nicht vom Bett aus, denn dies kann u.a. Schlafstörungen begünstigen.
Besonders wichtig ist weiterhin die Stärkung Ihrer Selbstmanagementkompetenzen. Hierzu gehört das Setzen von sinnvollen und realistischen Zielen, das Entwickeln eines Plans für die Erreichung dieser Ziele, das Umsetzen dieses Plans und das regelmäßige Kontrollieren der Ergebnisse sowie das Lernen für die Optimierung Ihres Fortschritts. Ihre Kompetenzen in diesen Bereichen können Sie in Trainings zum Selbstmanagement oder zum Zeitmanagement weiterentwickeln. Studien belegen, dass hohe Selbstmanagementkompetenzen auch mit einem höheren Berufserfolg einhergehen. Auch Stressbewältigungstrainings und das Anwenden von Entspannungsverfahren können hilfreich sein, um trotz hohen Flexibilitätsanforderungen und einer hohen Verantwortung gesund zu bleiben.