Ältere Menschen sind häufiger und meist auch längerfristiger von gesundheitlichen Problemen betroffen als jüngere Personen: Sie gehen häufiger zum Arzt, erhalten häufiger Arzneimittelverordnungen und fallen daher in Statistiken stärker ins Gewicht. Aber wie sieht es eigentlich mit den jüngeren Versicherten aus? Dies untersuchte der TK-Gesundheitsreport 2015 genauer.
Jung = Gesund?
Werden Versichertendaten betrachtet, werden diese stark von älteren Versicherungsnehmern geprägt, da diese einen höheren Bedarf an medizinischer Versorgung haben. Dennoch ist es wichtig, auch auf die gesundheitlichen Besonderheiten und Entwicklungen jüngerer Menschen Rücksicht zu nehmen. Die Gesundheit jüngerer Menschen bildet eine wesentliche Grundlage für die Zukunft der Arbeitswelt, in der Anforderungen immer komplexer werden und auch jüngere Arbeitnehmer zunehmend fordern.
Wie gesund sind Studierende und junge Erwerbspersonen?
Laut dem TK-Gesundheitsreport 2015 konnte in den letzten Jahren ein Anstieg von Fehlzeiten beobachtet werden. Dabei gab es bestimmte Erkrankungsbereiche, die hauptsächlich zu dem Anstieg führten und Behandlungen erforderlich machten. Der TK-Gesundheitsreport betrachtete diesbezüglich 2015 hauptsächlich Studierende und junge Erwerbspersonen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren und legte damit den Fokus einmal auf die jüngere Bevölkerung und deren gesundheitlichen Besonderheiten und Entwicklungen. Dafür wurden entsprechende gesundheitsbezogene Daten von 2006 bis 2014 analysiert. Es zeigte sich, dass die Anzahl der Krankschreibungsfälle zwar zurückging, die Dauer der Krankschreibung jedoch zunahm. Für den Krankenstand verantwortlich waren insbesondere psychische Störungen, Atemwegserkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparats sowie Verletzungen. Eine besondere Rolle spielten die psychischen Erkrankungen (besonders affektive Störungen wie z.B. Depressionen) – von 2006 bis 2014 sind die Fehlzeiten aufgrund entsprechender Diagnosen um ca. 84% gestiegen.
Gibt es Unterschiede zwischen Studierenden und jungen Erwerbspersonen?
Studierende scheinen insgesamt weniger gesundheitliche Probleme aufzuweisen als gleichaltrige Erwerbspersonen. Insgesamt hatten beispielsweise im Jahr 2013 84,9 % der Studierenden, aber 90,7 % der jungen Erwerbspersonen mindestens einen Kontakt zur ambulanten kassenärztlichen Versorgung. Es zeigte sich, dass sowohl Haus- als auch Fachärzte im Durchschnitt häufiger durch junge Erwerbspersonen als durch Studierende aufgesucht wurden. Nur Hautärzte, Urologen, Neurologen und Psychotherapeuten werden häufiger durch Studierende aufgesucht – letztere fast doppelt so häufig wie von gleichaltrigen Erwerbspersonen.
Insgesamt zeichnet sich laut TK-Gesundheitsreport ein Muster ab, in dem sich junge Erwerbspersonen eher wegen somatischer Beschwerden in ärztliche Behandlung begeben. So leiden sie z.B. häufiger unter Bluthochdruck als Studierende. Studierende zeigten dafür im Vergleich einen erhöhten Behandlungsbedarf im Bereich psychischer Erkrankungen. Besonders häufig seien hierbei affektive Störungen, unter die auch Depressionen fallen. Auch Angststörungen zeigen sich unter Studierenden häufiger. Sie scheinen psychisch belasteter zu sein im Vergleich zu Erwerbspersonen in gleichem Alter. Das heißt jedoch nicht, dass junge Erwerbspersonen selten von psychischen Erkrankungen betroffen wären – wie bereits ausgeführt, machen sie auch hier einen Großteil des Krankenstandes aus und steigen stetig an.
Perspektiven
Für das Gesundheitswesen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollte sich die Frage stellen, wie der Trend zu steigenden Fehlzeiten abgeschwächt werden kann sowie Krankheitsfälle und –dauer minimiert werden können, damit der Arbeitsmarkt gesunde und motivierte (zukünftige) Erwerbspersonen zur Verfügung hat. Der TK-Gesundheitsreport 2015 betont hierfür die notwendigen Kenntnisse über gesundheitliche Besonderheiten jüngerer Menschen und zeigt insbesondere die Problematik und den Einfluss psychischer Erkrankungen auf, unter denen Studierende noch häufiger als gleichaltrige Erwerbspersonen leiden. Wichtiges Ziel des Gesundheitssystems sollte es daher sein, psychische Gesundheit nachhaltig zu stärken.
Möchten Sie den vollständigen Gesundheitsreport lesen? Diesen finden Sie unter: http://www.i-g-o.de/wp-content/uploads/Gesundheitsreport-2015_TK-Studierende.pdf
Viel Spaß beim Lesen!